„Verbindungen weit über die Wissenschaft hinaus“

Rückschau auf den Max Planck Schools Day 2024

9. Dezember 2024

Bereits zum sechsten Mal versammelten sich die Promovierenden, Fellows sowie Vertreter:innen der drei Schools, um den diesjährigen Max Planck Schools Day am 24. September im Harnack-Haus in Berlin zu feiern. Unter dem Leitthema „Academic Freedom in a Changing International Landscape“ stand der Tag im Zeichen intensiver Diskussionen und anregender Vorträge rund um wissenschaftliche Freiheit, internationale Kooperation und die Verantwortung von Wissenschaft in Zeiten neuer geopolitischer Herausforderungen.

 

Ein inspirierender Auftakt mit Walter Rosenthal

Die Veranstaltung begann mit einer Begrüßung durch Sophie Stigler, Wissenschaftsjournalistin und Moderatorin beim Deutschlandfunk, die das Publikum durch den Tag führte. Die Eröffnungsrede hielt in diesem Jahr Walter Rosenthal, Präsident der Hochschulrektorenkonferenz (HRK) und Co-Vorsitzender des Lenkungsausschusses der Max Planck Schools. Er hob hervor, dass Universitäten und Forschungseinrichtungen weltweit durch politische Einflüsse zunehmend unter Druck geraten und wie wichtig es angesichts globaler politischer Entwicklungen und zunehmender Bedrohungen der Wissenschaftsfreiheit sei, diese Freiheit gegen äußere Bedrohungen zu verteidigen. Die Max Planck Schools als ein internationales Netzwerk von in Deutschland tätigen Wissenschaftler:innen seien in einer besonderen Position, um eine freie und offene Wissenschaftskultur zu fördern. "Ohne akademische Freiheit gibt es keinen echten Fortschritt," betonte Rosenthal. Abschließend appellierte er besonders an die jungen Forschenden und ermutigte die anwesenden Promovierenden, sich aktiv für die Wissenschaftsfreiheit einzusetzen und ihre Stimmen zu erheben, wenn sie diese bedroht sehen. „Auch ihr tragt Verantwortung für die Zukunft der Wissenschaft“, so Rosenthal, „und gerade jetzt ist es wichtig, für akademische Freiheiten einzustehen.“

 

Michèle Heurs – Wissenschaft mit allen Sinnen erleben

Die diesjährige Passion for Science Lecture wurde von Michèle Heurs, Fellow der Max Planck Schools of Photonics und Professorin am Institut für Gravitationsphysik der Leibniz Universität Hannover, gehalten. Die Experimentalphysikerin zog das Publikum mit ihrem Vortrag über das „Hören des Universums“ in ihren Bann und erklärte sehr eindrücklich, wie sich die Astronomie im Wandel befindet und wie wir durch die Erfassung von Gravitationswellen das Universum nicht nur sehen, sondern auch hören können. „Wir befinden uns damit in einer neuen Ära“, erklärte Heurs. Dabei betonte sie, dass Karrierewege in der Wissenschaft selten linear oder gar vorhersehbar seien – immer mal wieder gebe es Rückschläge ebenso wie unerwartete Fortschritte. Sie unterstrich die Bedeutung der Grundlagenforschung für ein allgemeines Verständnis sowie eine Wissenschaftskompetenz der Gesellschaft.

 

Die Facetten der akademischen Freiheit in der Podiumsdiskussion

Ein zentraler Programmpunkt der diesjährigen Veranstaltung war erneut die Paneldiskussion zum diesjährigen Leitthema „Academic Freedom in a International Changing Landscape“. Moderiert von Sophie Stigler widmete sich das Panel der Frage, was akademische Freiheit heute ausmacht und wie sie einerseits in unterschiedlichen Ländern gelebt wird und andererseits geschützt werden muss. Die Diskussion konzentrierte sich auf die Herausforderungen und Chancen der Wissenschaftsfreiheit im globalen Kontext sowie Bedrohungen der Wissenschaftsfreit durch geopolitische und innergesellschaftliche Konflikte

 

Zu Beginn brachte Panelistin Katrin Kinzelbach, Professorin für Menschenrechtspolitik am Institut für Politische Wissenschaft der FAU Erlangen-Nürnberg, eine internationale Perspektive auf die akademische Freiheit ein. Durch jährliche Erhebung des Academic Freedom Index kann die Professorin auf eine umfassende und datengestützte Expertise zurückgreifen und wies in der Diskussion vor allem auf die Einschränkungen der Mobilität durch Visabestimmungen hin, die Wissenschaftler:innen aus bestimmten Ländern betreffe. Sie betonte, dass akademische Freiheit nicht als selbstverständlich angesehen werden dürfe, sondern kontinuierlich verteidigt werden müsse und wie wichtig demnach internationale Kooperationen seien, um die Wissenschaftsfreiheit aktiv zu schützen. Der zweite Panelist, Stefan Klumpp, Fellow der Max Planck School Matter to Life und Professor an der Universität Göttingen, blickte aus einer eher forschungsorientierten Perspektive auf das Thema, und hob in der Diskussion die Bedeutung interdisziplinärer und internationaler Forschungskooperationen hervorhob. Seiner Erfahrung nach würde das Thema akademische Freiheit überraschend selten unter Studierenden selbst diskutiert, obwohl es ein wichtiger Bestandteil ihres wissenschaftlichen Lebens sein sollte. Dabei erläuterte er auch, wie wichtig die akademische Freiheit im wissenschaftlichen Austausch für Innovation und die Bewältigung globaler Herausforderungen sei. Als dritter Panelist sprach HRK-Präsident Walter Rosenthal über die Rolle von Wissenschaftsinstitutionen in der Verteidigung der Wissenschaftsfreiheit und forderte eine stärkere Solidarität unter Forschenden weltweit. Mit Blick auf die Lage der akademischen Freiheit in Deutschland sei diese zwar „recht gut“, jedoch zunehmenden politischen Einflüssen und Regulierungen unterlegen. Dabei äußerte er sich auch besorgt über den Rechtsruck in vielen europäischen Ländern.

Anhand einer Mentimeter-Umfrage wurde auch die Stimme des Publikums eingebunden, das Themen wie Unabhängigkeit, Kreativität und Verantwortung als zentrale Werte der akademischen Freiheit benannte. Letztlich waren sich die Panelisten einig, dass es für Wissenschaftler:innen weltweit von großer Bedeutung sei, sich gegenseitig zu unterstützen und sich aktiv für die Freiheit der Forschung einzusetzen. „Sprechen Sie sich aus, wenn akademische Freiheiten bedroht sind“, appellierte Kinzelbach abschließend an die Teilnehmenden.

Nach dem Panel hatten die Promovierenden die Möglichkeit, in drei verschiedenen Workshops tiefer in das Thema einzutauchen. So präsentierte Katrin Kinzelbach aktuelle Daten des Academic Freedom Index und zeigte dabei auf, in welchen Ländern die Wissenschaftsfreiheit besonders gefährdet ist. Sie diskutierte mit den Promovierenden unter dem Titel „Academic Freedom – What does that even mean?“ dabei auch die Frage, wie sozialwissenschaftliche Daten auf Grundlage von Expert:innenbefragungen erhoben, codiert und ausgewertet werden. Stefan Klumpp beleuchtete mit seiner Workshopgruppe Aspekte der internationalen Zusammenarbeit im Kontext “Balancing Academic Integrity and International Research Cooperations”, während Arno Villringer, Speaker der Max Planck School of Cognition und Direktor am Max-Planck-Institut für Kognitions- und Neurowissenschaften, mit den Promovierenden lebhaft zum Thema „Nuances of freedom of speech, expression, and academic freedom“ diskutierte.

 

TED-Talk Atmosphäre auf der Bühne im Goethe-Saal

Nach einer kurzen Pause gaben die Science Talks, bei denen ausgewählte Promovierende ihre Forschung präsentierten, wieder einmal spannende Überblicke in die Forschung an den drei Max Planck Schools. Eva Schmidt (Cognition) erläuterte die Auswirkungen Künstlicher Intelligenz auf menschliche Beziehungen und die genetische Vielfalt zukünftiger Generationen. Sie thematisierte wie beispielsweise Dating-Apps und emotionserkennende Algorithmen unsere Empathie und sozialen Interaktionen beeinflussen können. Anschließend teilte Christoph Karfusehr (Matter to Life) mit dem Publikum seine Leidenschaft für geometrische Formen und deren Anwendung in der Forschung. Sein humorvoller und lebendiger Vortrag beleuchtete, wie die Gestaltung von Materie neue Wege für die biomedizinische Wissenschaft eröffnen kann. Im Anschluss führte Josephine Spiegelberg (Photonics) die Teilnehmenden in die faszinierende Welt der 3D-Laserdrucktechnologie einzog Parallelen zur Erfindung des Buchdrucks durch Johannes Gutenberg und erklärte, wie die Photonik als Schlüsseltechnologie die Zukunft der Materialforschung verändern könnte.

Die Science Talks gaben damit nicht nur einen tiefen Einblick in die Spitzenforschung der Max Planck Schools, sondern zeigten auch eindrucksvoll, wie vielfältig und zukunftsweisend die Forschungsbereiche der Schools sind.

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Feierlicher Abschluss mit Ferdi Schüth

Zum Abschluss dieses abermals ereignisreichen Tages hielt Ferdi Schüth, Mitglied des Lenkungsausschusses der Max Planck Schools und Direktor am Max-Planck-Institut für Kohlenforschung, die Abschlussrede. In Vertretung von MPG-Präsident Patrick Cramer würdigte er die Vielfalt und Diversität der Forschung bei gleichzeitiger Bedeutung wissenschaftlicher Zusammenarbeit. Er betonte, dass Wissenschaft nicht nur im Labor stattfinde, sondern auch durch soziale Interaktionen und informelle Gespräche geprägt sei. Zudem sei auch die Förderung akademischer Freiheit eine der Hauptaufgaben der Max Planck Schools, so Schüth,, um weiterhin als Motor für Innovation und Fortschritt in der Wissenschaft zu wirken. Abschließend erläuterte er wie wichtig solche Veranstaltungen für den wissenschaftlichen Austausch und das Gemeinschaftsgefühl der Max Planck Schools seien. „Das gemeinsame Feiern und Beisammensein schaffe Verbindungen, die weit über die Wissenschaft hinausgehen“, so Schüth.

Die Veranstaltung unterstrich einmal mehr, wie wichtig internationale Zusammenarbeit und akademische Freiheit für den wissenschaftlichen Fortschritt sind – insbesondere in einer Welt, die sich politisch und gesellschaftlich stetig im Wandel befindet.

Wie gewohnt endete der Max Planck Schools Day bei einem BBQ und dem fantastischen Live-Musikprogramm der Photonics-Band sowie vielen inspirierenden Gesprächen  – ein Höhepunkt im Kalender der drei Schools, um gemeinsam zu diskutieren, voneinander zu lernen und sich zu vernetzen.

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