Student Insights: Wissenschaft auf der großen Bühne
Interview mit den Promovierenden Emma Celina Brambila Tamayo (Max Planck Schools of Photonics), Brianda Lopez-Santini (Max Planck Schools Matter to Life) und Caedyn Stinson (Max Planck School of Cognition).
Emma, Brianda und Caedyn präsentierten ihre Promotionsprojekte auf dem letzten Max Planck Schools Day im Oktober 2021 im Harnack-Haus in Berlin. Heute hatten wir die Gelegenheit, mit ihnen darüber zu sprechen, wie es für sie war, während der virtuellen Veranstaltung vor der Kamera zu stehen und ihre Forschung vor fast 150 Menschen zu vorzustellen, und wie diese Erfahrung ihre weitere Arbeit beeinflusst hat.
Der letzte Max Planck Schools Day liegt nun schon einige Monate zurück. Emma, welche Erfahrungen hast Du rückblickend vor Ort im Harnack Haus in Berlin gemacht und wie hast Du die Veranstaltung aus Deiner Sicht wahrgenommen?
Ich habe sehr positive Erinnerungen an den Max Planck Schools Day im letzten Jahr. Auch wenn es ein eher kurzes Zusammentreffen war, habe ich den Austausch mit den anderen Teilnehmenden vor Ort sehr genossen. Ich hatte so Gelegenheit, während des gemeinsamen Mittagessens mit einigen Panelist*innen zusammenzusitzen. Es war sehr interessant, mit ihnen über verschiedene Themen zu sprechen, da die Fachgebiete und Hintergründe aller Teilnehmenden sehr unterschiedlich waren. Zudem war es aufschlussreich, Feedback von den vielen Zuhörenden zu bekommen, die die Veranstaltung online verfolgten. Für mich persönlich ist der Max Planck Schools Day eine ideale Gelegenheit, die drei Schools zusammenzubringen und mich mit führenden Expert*innen auszutauschen. Auf diese Weise mehr über deren Arbeit und persönlichen beruflichen Werdegang zu erfahren, verschafft uns einen breiteren Überblick über den aktuellen Stand der deutschen Wissenschaftslandschaft.
Brianda, Ihr drei habt eure Promotionsprojekte dem virtuellen Publikum des Max Planck Schools Days vorgestellt. Was war das Thema Deiner Präsentation und wie war es für Dich auf der "großen Bühne" vor der Kamera zu stehen?
Es war eine tolle Erfahrung, die Gelegenheit zu haben, über meine Forschung zu sprechen und meine School dort zu vertreten! In meiner Präsentation ging es um den Einsatz von Computersimulationen zur Untersuchung der Struktur, Funktion und Bewegung von Biomolekülen für die Arzneimittelentwicklung. Für mich persönlich war es eine große Herausforderung, über ein so spezifisches Thema vor einem breiten Publikum mit unterschiedlichem beruflichen Hintergrund zu sprechen. Aber die Schools haben uns bei der Vorbereitung sehr geholfen, und schließlich liebe ich Herausforderungen.
Die Bühne im Harnack-Haus war wirklich groß, sowohl im übertragenen als auch im wörtlichen Sinne. Einerseits war es eine großartige Plattform, um vor zahlreichem Publikum über das zu sprechen, was mich an der Wissenschaft begeistert. Dabei war mir zunächst nicht bewusst, welchen Effekt ich damit erzielen würde, bis ich im Nachgang Nachrichten von verschiedenen Teilnehmenden erhielt, die mehr über meine Forschung wissen wollten oder mir berichteten, dass sie sich von unserer Energie auf der Bühne inspiriert fühlten. Das hat mir sehr viel bedeutet! Andererseits war die Bühne im wahrsten Sinne sehr hoch. Das professionelle Kamerateam und die beeindruckenden Reden, die zuvor gehalten wurden, wirkten insgesamt recht einschüchternd auf mich. Gleichzeitig war die Veranstaltung jedoch so gut organisiert, dass eine überaus einladende und offene Atmosphäre herrschte. Als ich schließlich auf die Bühne getreten bin, kam ich auch aus meiner Komfortzone heraus. Meine Ängste waren schlagartig verschwunden, weil ich über meine Leidenschaft für die Wissenschaft sprechen durfte.
Caedyn, in Deinem Vortrag hast Du über Aspekte der sozialen Kognition gesprochen. Wenn du dein Promotionsprojekt in einem Satz erklären müsstest, worum geht es dabei?
In einem Satz: In meiner Doktorarbeit geht es darum, welche Informationen wir aus unserem Gedächtnis ziehen, um uns unsere Meinung zu bilden.
Wie hat es sich angefühlt, dem Publikum tiefere Einblicke in Deine Arbeit zu geben, nachdem wir alle über ein Jahr lang nur durch Bildschirme kommuniziert oder (allein) zu Hause gearbeitet haben?
Es war eine ziemlich surreale Erfahrung, denn der Vortrag an sich war noch weniger interaktiv als ein Zoom-Meeting, da ich die meisten Zuhörer*innen nicht sehen konnte. Umso schöner war es dann aber mit denjenigen, die live dabei waren, über mein Projekt zu sprechen. Außerdem konnte ich mich vor unseren Präsentationen mit Brianda und Emma vor Ort austauschen und dabei einiges über ihre Arbeit erfahren, wodurch sich das ganze Erlebnis ein wenig wie das Leben vor der Pandemie anfühlte!
In Vorbereitung auf Eure "Science Talks" hattet ihr alle ein Präsentationstraining durch einen professionellen Coach. Könntest Du erzählen, was Du dabei gelernt hast? Und hast Du einen Rat für all diejenigen, die sich in solchen Situationen schwer tun?
Wir hatten wirklich Glück, dass uns ein professioneller Coach hatten auf unsere Präsentationen vorbereitet hat. Im Nachhinein betrachtet war nichts von dem, was er uns beigebracht hat, bahnbrechend - wir alle wissen bereits, dass unser Vortrag möglichst kurzweilig und fesselnd sein sollte und sich darauf beschränken sollte, was wir tatsächlich vermitteln wollen. Aber was mir wirklich geholfen hat, und was ich auch in Zukunft anwenden werde, ist sein Prozess!
Ich glaube, als Akademiker*innen sind wir sehr gut darin, unsere eigenen Ideen zu verwerfen. Es gibt immer Dinge, die wir in unseren Vorträgen besser machen könnten, aber ich persönlich weiß, dass ich halbgare kreative Ideen zunächst vor mir herschiebe und dann meistens doch auf Nummer sicher gehe. Der Coach hat uns die Möglichkeit gegeben, im Vorfeld kreativ zu sein und unsere Ideen zu sammeln. Er gab uns auch einen Rahmen, innerhalb dessen wir arbeiten konnten, um uns so besser konzentrieren und auf die zentralen Inhalte unseres Vortrags fokussieren zu können. So konnten wir alles zunächst in überschaubare Teile zerlegen, was den gesamten Prozess weniger entmutigend machte. Und schließlich war es wirklich gut, jemanden zu haben, mit dem wir unsere Ideen spiegeln konnten und der uns Feedback zu unseren Vorträgen gegeben hat.
All jene, die Probleme mit dem Sprechen in der Öffentlichkeit haben, kann ich nur sagen, dass so ziemlich alle damit zu kämpfen haben und nervös werden! Aber ich denke, es ist wichtig, sich daran zu erinnern, dass wir sicherlich überbewerten, wie uns andere wahrnehmen. Im Worst-Case, ein völliger Aussetzer beim Vortrag, nimmt dies das Publikum wahrscheinlich kaum wahr. Das schlimmste Szenario ist also in der Regel, dass der Vortrag langweilig war und sofort in Vergessenheit gerät – am Ende alles keine Katastrophe. Konzentrieren wir uns also auf einige wenige Punkte, die wir unbedingt vermitteln wollen, und dann darauf, wie wir diese am besten vermitteln, nehmen sicher alle etwas mit, was sie vorher nicht wussten. Es mag ein Klischee sein den Vortrag mit "Vielen Dank für diese Gelegenheit" zu beginnen, aber so sollte es dennoch gesehen werden - eine Chance, etwas zu lernen, ohne Konsequenzen, wenn etwas schief gehen sollte!
Emma, dieses Jahr markiert für Euch alle sicherlich den Beginn der zweiten und damit besonders intensiven Phase des Programmes. Konntest Du aus dem vorbereitenden Coaching und der Erfahrung vor Publikum zu sprechen etwas mitnehmen, das Dich auf die kommende Zeit vorbereitet hat?
Ich persönlich fand die Vorbereitung auf die Präsentation unglaublich hilfreich. Leider gehören Präsentationen nicht zu meinen Stärken, daher bin ich sehr daran interessiert, diese Soft Skills für meine berufliche Entwicklung zu üben und zu verbessern. Mir hat die Arbeit mit dem Coach sehr gefallen, weil ich mich auf konkrete Lösungen konzentrieren konnte, wie ich mein Thema in einem möglichst ansprechenden und aktivierenden Stil präsentieren kann. Auch die professionelle Ausstattung der Veranstaltung, wie zum Beispiel die Kamera- und Audiotechnik, war für mich als Wissenschaftlerin, die normalerweise isoliert im Labor arbeitet, eine besondere Erfahrung. Abschließend möchte ich die Studierenden der anderen Schools ermutigen, sich aktiv am Max Planck Schools Day zu beteiligen. Die Präsentation der eigenen Arbeit vor einem breiten Publikum hat wirklich einen positiven Effekt, indem wir unsere Ideen möglichst strukturiert und kompakt zum Ausdruck bringen können.
Da wir gerade von der letzten und entscheidenden Phase der Promotion sprechen, Brianda, wie hast Du rückblickend die bisherige Zeit an den Schools erlebt? Gibt es etwas, das Du an dieser Stelle potenziellen Bewerber*innen mitgeben möchtest?
Ich bin überaus zufrieden mit meiner Entscheidung, an den Max Planck Schools zu promovieren. Die dort betriebene Forschung ist hervorragend, innovativ und wirklich spannend. Gleichzeitig ist der wissenschaftliche Austausch stark geprägt durch den multidisziplinären Ansatz der Schools, denn wir alle kommen aus unterschiedlichen Forschungsbereichen - das ist einmalig! Das Programm selbst ist sehr neu, was bedeutet, dass es sich in einer spannenden Phase der ständigen Weiterentwicklung und Optimierung befindet. An all dem teilzuhaben, ist eine sehr bereichernde Erfahrung.
Das wohl Wichtigste für mich war, dass es hier Menschen gibt, die sich wirklich für unsere Ideen und Meinungen interessieren. Ich würde also allen, die daran interessiert sind sich an den Schools zu bewerben, raten, die Unsicherheiten mit Blick auf das eigene Vorwissen und den bisherigen Werdegang abzulegen. Die Max Planck Schools sind ein großartiges Programm, um zu lernen und das eigene Potenzial voll zu entfalten. Hier trifft man auf eine fantastische Gemeinschaft unterschiedlicher, brillanter Persönlichkeiten, die sich kulturell zwar voneinander unterscheiden, aber eben auch viele Gemeinsamkeiten haben und somit die eigenen Kenntnisse weit über die rein wissenschaftliche Ebene hinaus erweitern werden. Die eigene Stimme wird gehört werden, sogar auf großen Bühnen, wie der des Harnack-Hauses!
Das Interview führte Elisabeth Jostock im Namen der zentralen Koordination der Max Planck Schools.